Glokales Bildungsteam
Wir glauben es gibt von Natur aus keinen ''Null Bock Charakter bei Jugendlichen''
Teterow – Konzept Jugend Aktiv
Laut und deutlich: Jugendliche schaffen das!
Was läuft?
Fünf Wochenenden zusammen mit anderen Jugendlichen und jungen Erwachsenen verbringen – das klingt gut.
Das Konzept Jugend Aktiv vermittelt darüber hinaus Fertigkeiten, mit denen Jugendliche eigene Interessen vorantreiben und etwas für sich erreichen können.
Die fünf Module sind:
– „Deine Stimme“ ist ein Workshop, bei dem Jugendliche eigene Interessen zunächst benennen. Sie lernen dann, einen Artikel für die Zeitung dazu zu verfassen.
Grundidee: die eigenen Interessen kennen lernen, sich selbst besser verstehen und wer sich ausdrücken kann, findet Gehör.
– Sich anderen mitteilen, das funktioniert auch mit anderen Medien. Unter der Überschrift „Wie sieht mein Leben 2030 aus?“
fertigen die Jugendlichen Collagen, sie erstellen Grafiken und drehen Video-Clips zu Familie, Wohnort, Beruf.
Ihre Zukunftsvisionen zu den Nachhaltigkeitszielen („Superspannend!“) präsentieren sie in der Regionalschule Teterow und laden Familien und Interessierte ein.
– Und die anderen? Jugendliche diskutieren mit Vertretern anderer gesellschaftlicher Gruppen über die Vorstellung einer lebenswerten und zukunftstauglichen Region.
– Ein eigenes Mini-Projekt ist Ziel einer Ideenwerkstatt. Jugendliche können sich vorstellen, ein gemeinsames Essen mit Emotions-Keksen anzureichern
– auf den Tisch kommen damit auch Gespräche über Gefühle.
Sie wollen Schulgärten gründen. Oder eine Theatergruppe ins Leben rufen. In Projekt-Werkstätten erfahren sie, was zur Planung gehört und welche Aspekte beachtet werden müssen.
– Die Jugendlichen treffen junge Menschen aus anderen Kulturen und vergleichen ihre Vorstellungen und Erfahrungen, sie blicken über den eigenen Tellerrand hinaus und
reflektieren gleichzeitig über eigene Normen und kulturelle Prägungen. In einer Variante tauschen sich junge Projektleiter aus.
🡪 2020 wird das Konzept Jugend Aktiv als JUNE Projekt weitergeführt. Darin wird beispielsweise eine Kanutour angeboten.
Was soll’s?
Jugendliche im ländlichen Teil von Mecklenburg-Vorpommern fühlen sich abgehängt: weit weg von der Stadt, mit wackeligem Internet und wenigen Bussen, ohne Chancen. Dem „nichts wie weg von hier“-Gedanken setzt das Konzept Jugend Aktiv eine Alternative entgegen: Es animiert Jugendliche, eigene Ideen zu entwickeln, sich zu engagieren und ein gemeinsames Projekt umzusetzen.
Dabei erweitern die Jugendlichen soziale Fähigkeiten, sie üben demokratisches Handeln und entdecken unternehmerische Kompetenzen. Die Initiatorinnen sind überzeugt: Wenn Jugendliche sich als aktive Gestalterinnen und Gestalter erleben, mit anderen Menschen zusammenarbeiten und etwas bewegen – dann stärkt dies nicht nur die Orte, sondern auch die Identifikation der jungen Generation mit ihrer Heimat. Ein Grund, zu bleiben.
Was bringt’s?
Jugendliche erfahren Selbstwirksamkeit: Das kann ich, das können wir schaffen! Für einige waren die Wochenenden die erste Gelegenheit, Jugendliche außerhalb der Freundes-Clique kennen zu lernen oder auswärts zu übernachten. Andere haben sich erstmals getraut vor einer Gruppe zu sprechen.
„Wir haben in der Zusammenarbeit mit den Jugendlichen gespürt, dass wir oft die Einzigen sind, die ihnen zuhören und von denen sie aufbauende Worte hören“, berichtet Johanna Hallbauer. Deshalb ist es dem Glokalen Bildungsteam des Power On e.V. besonders wichtig, dass sich die Mädchen und Jungen im Alter zwischen 13 und 16 Jahren für eigene Anliegen, einen Wunsch oder ihre Überzeugung engagieren.
„Film, Fotos, Gifs – wir konnten uns aussuchen, was wir in den Modulen machen wollten. Die Idee zum Video ist mir in den Kopf gekommen, wir haben einen kurzen Plan gemacht und konnten loslegen. Ich fand es spannend mit einer Profi-Kamera umzugehen. Ich habe allgemein mit Filmen zu tun und will mich da weiterentwickeln. Besonders toll fand ich, dass wir beim Drehen Unterstützung bekommen haben – aber auch genügend Freiraum für eigene Ideen hatten.“
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Teterow – Konzept Jugend Aktiv – Kleidertauschparty
Zeigt her Eure Kleider
– und macht was draus!
Was läuft?
Kleider tauschen, die Zahnpasta und das Deo selbst herstellen und dann auch noch etwas über die Cradle-to-Cradle-Philosophie erfahren: Mit verschiedenen Workshops lässt die Abendveranstaltung „Selbermachen, Tauschen und Essen“ das Bewusstsein für nachhaltiges Verhalten keimen.
– Zur Kleidertausch-Party bringen die Gäste Lieblingsstücke mit, die sie selbst nicht mehr tragen mögen – denen sie aber ein längeres Leben wünschen.
– Do it yourself! Das funktioniert sogar für die Herstellung von Mundspülung, Aftershave, Deo und Zahnpasta.
Im Workshop stellen die Teilnehmerinnen die Hygiene-Artikel aus so einfachen Grundstoffen wie Natron, Stärke, Birkenzucker und Wasser her. Alles essbar und ohne künstliche Zusatzstoffe.
– Was hinter Cradle-to-Cradle steht, erklärt ein Vortrag: Alles, was Menschen verwenden, soll sich in Kreisläufen bewegen.
Das Prinzip geht davon aus, dass biologische Nährstoffe in natürliche Kreisläufe zurückgeführt und technische Materialien ressourcenschonend im Kreislauf gehalten werden.
– Beim gemeinsamen Essen lernt man sich kennen und kann über das eben Erfahrene sprechen.
Was soll’s?
Es gibt keinen Planeten B. Damit die Menschheit überleben kann, muss jeder und jede schonend mit Ressourcen umgehen. Gleich vier Nachhaltigkeitsziele – Nachhaltiger Konsum, Klimaschutz, kein Hunger, Innovation – werden ganz praktisch umgesetzt. „Manche Haushalts-Tipps hat schon unsere Oma gewusst“, sagt Elisa Basedow. Rückbesinnung auf erprobtes Wissen und einfach Grundstoffe schont die Ressourcen. Die Teilnehmer erfahren, dass neue Kleider nicht frisch von der Stange kommen müssen, dass sie mit eigenen Händen Lebensnotwendiges herstellen können und sie genießen das Zusammensein mit anderen.
Was bringt’s?
25 junge und ältere Menschen aus Teterow haben an der Kleidertauschparty und den Workshops im Rahmen der Welt-Wechsel-Veranstaltung teilgenommen. Viele sind mit „neuen“ Lieblingsstücken nach Hause gegangen, alle sind um neues Wissen und neue Erfahrungen bereichert worden. „Es hat mein Gewissen geweckt und mir einen Denkanstoß gegeben“, berichtet eine Mutter.
„Bei einer Party habe ich erlebt, mit welcher Begeisterung, aber auch mit welchem Wissen und Können Johanna, Elisa und ihre Mitstreiter die Sache angehen. Ich nehme mit nach Hause die Art und Weise, wie sie die Jugendlichen – aber auch die Eltern – animieren und motivieren, über Nachhaltigkeit nachzudenken. Die beiden sind Weltverbesserer für mich. Menschen, die die Welt in ihrem eigenen kleinen Umfeld ein Stück verbessern wollen – und sie machen’s auch. Ich wünsche mir viel mehr solche junge Leute!“
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Hannelore van Reimersdal, 72, Rentnerin hat an vielen Power On-Veranstaltungen teilgenommen
„Auf die Kleidertausch-Party hatte ich Mega-Lust, ich mag einfach das Flair. Im Freundeskreis hatte ich so etwas schon gemacht, in Teterow und der Region gibt es aber nicht so viele Möglichkeiten zum Austausch. Wir hatten uns gewünscht, dass die Teilnehmer auch Stücke mitbringen, die ihnen am Herzen liegen – und die nun weitergetragen werden. Wie der schwarze Blazer, nach dem ich schon länger geschaut hatte. Ich achte schon seit Jahren auf bewussten Konsum und setze mich mit nachhaltigen Herstellern auseinander. Und ich habe in Tansania mit eigenen Augen die Auswirkungen des weltweiten Kleiderhandels gesehen – das ist total verrückt! Unsere ausgemusterten Kleider machen dort die Textilindustrie kaputt.“
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Janika Ballhöfer,24, Studentin im Master Umwelt, Naturschutz, nachhaltige Bildung, bei der Kleidertausch-Party
„Eine Kleidertausch-Party hatte ich noch nie mitgemacht und hatte gedacht, man fragt sich gegenseitig: Wollen wir tauschen? Stattdessen werden ja alle Kleidungsstücke ausgelegt. Und ich habe tatsächlich eine Bluse gefunden und die auch schon angehabt. Die Vorträge und Arbeitsgruppen zum nachhaltigen Umgang mit Technik, Kleidung und Nahrungsmitteln fand ich sehr interessant. Ich überlege seitdem häufiger: Brauche ich das wirklich? Muss ich das jetzt kaufen? Eine gute Erfahrung war auch, dass ganz verschiedene Menschen zusammengekommen sind und wir uns kennenlernen und austauschen konnten.“
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Anja Basedow, 49, Erzieherin hat bei der Kleidertausch-Party mitgemacht
Teterow – Konzept Jugend Aktiv – Austausch mit Tansania
Habt Ihr Giraffen
als Haustiere?
Was läuft?
Kinder sind neugierig und wenn neun junge Menschen aus Tansania in Teterow zu Gast sind, werden sie natürlich gefragt: Habt Ihr Giraffen als Haustiere? Die Frauen und Männer im Alter zwischen 23 und 27 Jahren lachen. Sie stammen aus der Großstadt Daressalam und anderen Städten aus dem ganzen Land. In ihrer Heimat jobben sie, studieren oder nehmen gerade an einer Umschulung teil – alle sind aber in der Jugendarbeit aktiv.
Bei dem internationalen Austausch mit jungen Deutschen vergleichen sie, wie sie konzeptuell und methodisch arbeiten. Drei Wochen dauert der Jugendaustausch. Drei Tage davon hat das glokale Bildungsteam – im Rahmen des Konzepts Jugend Aktiv – mit den Gästen aus Afrika verbracht.
Am ersten macht ein erlebnispädagogischer Stationenweg die Nachhaltigkeitsziele spielerisch erfahrbar. So drehen die Teilnehmerinnen Video-Statements zum Thema Frieden, sie müssen gemeinsam über einen versandeten Fluss gelangen, ohne den Boden zu berühren, und bilden gemeinsam eine Pyramide, um zu begreifen, dass der Wohnraum in Städten immer knapper wird.
Zum Schluss schreiben sie ein Gedicht. Wie kann man Ungleichheiten reduzieren? Tag zwei dient dem Austausch darüber, wie man Veränderung versteht. Und Tag drei reflektiert über Projekt-Theorien: In welchem Verhältnis sollen Input und Outcome stehen? Wie kurz- oder langfristig werden Projekte geplant?
Welche Erfahrungen haben die jungen Männer und Frauen aus Tansania und Deutschland jeweils bei der Umsetzung gemacht?
Was soll`s?
Interkulturelle Partnerschaft ist integraler Teil des Konzepts Jugend Aktiv. „Wir wollen ein Stück Weltoffenheit geben und erleben“, sagt Johanna Hallbauer. Das widerspricht der ursprünglichen Zielsetzung, Jugendliche vor Ort zu stärken und zu bilden, in keiner Weise. „Es ist wichtig zu verstehen, dass wir global verbunden sind“, sagt Elisa Basedow. Das glokale Bildungsteam ist bewusst in den Austausch gegangen und hat eine 17-jährige Teamerin eingebunden. Der internationale Austausch wird zudem mit einer Schule in Kolumbien gepflegt.
Was bringt’s?
Die Gespräche und Erlebnisse mit den jungen Tansanier*innen räumen mit Vorurteilen auf und bringen überraschende Einsichten. Fragen wie „Ist der Weg zu einem Treffpunkt unserer Gruppe auch sicher?“, die in Tansania zum Alltag gehören, muss in Deutschland kein Leiter einer Jugendgruppe anstellen. Die jungen Menschen aus Afrika machen erste Erfahrungen mit Erlebnispädagogik und berichten von ihren Schulgärten.
„Kennengelernt habe ich Johanna Hallbauer und Elisa Basedow als sie sich 2018 für den Eine-Welt-Preis beworben haben. Wir waren alle beeindruckt von ihrem Engagement. Von Rostock aus, wo das Landesnetzwerk sitzt, denkt man ja häufig: Ach, weiter draußen ist doch nichts mehr. Und dann gibt es in Teterow diese jungen Leute, die sagen, wir wollen in der Region sein und arbeiten. Mittlerweile ist Power On Mitglied im Eine-Welt-Landesnetzwerk. Als Dachverband setzen wir uns für weltweite Gerechtigkeit und zukunftsfähige Entwicklung ein – Nachhaltigkeit, das Schützen von Ressourcen und das Schaffen von guten Lebensverhältnissen, das beginnt im Inland und vernetzt sich in die Welt.“
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Andrea Krönert, Geschäftsführerin des Eine-Welt-Landesnetzwerks
Teterow – Glokales Bildungsteam – Generationen Gala
Gala bringt Generationen ins Gespräch
Was geht ab?
Es ist ein Fest, eine Gala sogar. Die Gäste sollen sich wohlfühlen. Es gibt leckeres Essen – mit Gemüse aus dem Wundergarten von Power On zubereitet und vegan
– und zwischen den Gängen Futter für den Geist. Kurzvorträge stellen die verschiedenen Projekte von Power On vor.
Die Referentinnen verwenden die japanische Pecha Kucha-Methode: Zum gesprochenen Vortrag werden Bilder gezeigt, maximal 20 Folien, von denen jede längstens 20 Sekunden zu sehen ist. Das bedeutet: Der Inhalt muss einfach sein, er wird durch die Bilder lebendig und das Ganze dauert längstens sieben Minuten.
Durchs Programm führt Emma, eine junge Moderatorin. Im Anschluss an das Dinner werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ermuntert aufzuschreiben, wohin sich die Region entwickeln soll, welche Wünsche die nachwachsende Generation begleiten und wie sie unterstützt werden kann.
Daneben bleibt den Ehrenamtlichen viel Zeit fürs persönliche Kennenlernen und intensive Gespräche.
Was soll’s?
Danke sagen – das tun wir vielleicht alle viel zu selten. Die Gala der Generationen tut genau dies: Ein Mahl mit überraschend neuen Geschmacksrichtungen und Zutaten, sagt Dank an die Ehrenamtlichen und Unterstützer. Dem Landwirt, der die Ballen für den Strohpool geliefert hat, die Maklerin, die bei der Suche nach Büroräumen geholfen hat, den Frauen in der Küche und vielen anderen. Rund 65 Teilnehmer werden bei der Gala von Mitgliedern aus dem Verein Power On bedient. Etwa drei Monate lang wurde das Fest geplant und organisiert.
Was bringt’s?
Das Kennenlernen der Projekte, der Austausch mit anderen hat die Gedanken beflügelt. Nach Auswertung der Wunschzettel stellen Johanna Hallbauer und Elisa Basedow ein großes Bedürfnis fest, generationenübergreifend miteinander zu sprechen. Der Zusammenhalt soll enger werden, die Zusammenarbeit zwischen Projekten und Aktiven intensiver.
Viele möchten, dass Wissen weitergegeben wird und dass Veranstaltungen über den eigenen Ort hinaus wirken sollen.
„Für 2020 haben wir schon eine Idee für den Generationen übergreifenden Dialog. Beim Adventsleuchten wollen wir fragen ,Für was machst Du Dein Licht an im kommenden Jahr?‘“, sagt Elisa Basedow. Gut angekommen bei der Generationen-Gala ist das Menü, das ein Koch aus Syrien nach Rezepten seiner Mutter aus Damaskus zubereitet hat.
„Das Essen war der absolute Hammer“, erinnert sich Johanna Hallbauer. Viele hätten sich Rezepte etwa für den veganen Rote-Bete-Salat erbeten.
„Es war das erste Mal, dass ich eine Moderation von Anfang an erarbeitet habe. Ich hatte nur Stichpunkte, musste mir einen roten Faden suchen. Ich habe für mich entdeckt, dass ich schöne Worte finden kann! Hinter den Zielen von Johanna und Elisa, sich für Nachhaltigkeit einzusetzen und Jugendliche zu aktivieren, da stehe ich dahinter.
Im Frühjahr habe ich mit einer Freundin von Power On eine Fridays for Future-Demo organisiert – damit beweisen wir ja jugendliches Engagement.“
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Emma, 17, Moderatorin der Generationen-Gala
„Wenn wir uns nicht öffnen und wenn wir die Jugend jetzt nicht unterstützen, wie soll es gelingen, offen im 21. Jahrhundert zu leben? Wir sollten dankbar sein, dass sich die Jungen das auf die Fahne schreiben: Wir möchten doch vorankommen! Ich bin Gemeindevertreterin und auch im Kirchengemeinderat aktiv und mich beeindrucken die Kindercamps sehr: 90-Jährige plündern ihren Garten, die Dorfstraße wird gesperrt und 100 Kinder haben Spaß. Da steppt der Bär! Als Frau Hallbauer und Erik kamen und Büroräume brauchten, habe ich mein Netzwerk gefragt und habe einen großzügigen Unternehmer gefunden, der eine kleine Miete dem Leerstand vorgezogen hat. Ich finde gut, dass das Glokale Bildungsteam nicht nur eine Vision hat, sondern ein Konzept verfolgt und es weiterentwickelt. Denn wissen Sie: Förderung ist das eine – aber ich möchte auch, dass etwas Reales daraus entsteht.“
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Teterow Power On – Projekte
World Café –
Legt Eure Ideen auf den Tisch!
Was geht ab?
Beim World Café kommen unterschiedliche Menschen zusammen, um sich zu einem Thema auszutauschen. Sie nehmen an einem Tisch Platz. Statt Besteck aber liegen dicke Stifte auf, statt eines Menüs werden von den Gästen Ideen und Meinungen aufgetischt. Jeder darf mitreden, der Dialog entwickelt sich.
Zu jedem Gang werden die Plätze gewechselt. In Teterow sind ausgebildete Schüler*innen die Gastgeber an den Tischen und leiten den Dialog. In jeder Runde erklären sie den neuen Gästen, was bisher diskutiert wurde. Und sie werfen neue Fragen auf, etwa: Wie können sich junge Menschen beteiligen, wenn gesellschaftliche Normen und Ziele ausgehandelt werden? Was ist die Haltung der Jugendlichen? Welche Einstellung müssen die Generationen mitbringen, um einen echten Dialog zu führen? Dass alle zu Wort kommen und jeder die Antworten der anderen lesen kann, treibt die Diskussion voran und fördert das gegenseitige Verständnis. „Entscheidend ist nicht, wer etwas sagt, sondern was gesagt wird“, erklärt Johanna Hallbauer.
Was soll‘s?
Die Zukunft gehört den Jungen. Doch die Regeln des Zusammenlebens und der Alltag von ihren Eltern und Großeltern, den Erwachsenen, vorgegeben. Richtig wäre es, die Zukunft gemeinsam zu gestalten. Generationenübergreifend. Wie kann es gelingen, fragt sich Jugend Aktiv, Jung und Alt in Dialog zu bringen? Sie haben über die Zeitung, mit Plakaten und vielen Mails zum World Café eingeladen. Die Methode gibt Themen vor und strukturiert Gespräche – aber sie lässt den Gedanken innerhalb dieser Bahnen freien Lauf. Womöglich ebnet der Austausch auf Augenhöhe sogar den Weg für einen Jugendbeirat, der junge Ideen sammelt und sie offiziell in die Stadtpolitik einbringt.
Was bringt‘s?
Zum ersten World Café im Juni 2019 kamen 25 Teterower. Auch der Bürgermeister war darunter. Oberstufenschüler, die für das World Café als Moderatoren geschult worden waren, übernahmen die Moderation. Rund vier Stunden unterhielten sich Jugendliche und Erwachsene.
„Die Bergringstadt Teterow wird das Stadtentwicklungskonzept fortschreiben, das den Weg für die Zukunft ebnen soll. Darin sollen auch die Vorstellungen und Ideen junger Menschen berücksichtigt werden.Visionen von einem zukünftigen Leben in Teterow zu entwickeln und zu präsentieren, dazu braucht es junge Leute wie Johanna Hallbauer und Elisa Basedow.
Sie richten unterschiedliche Interessen auf das gemeinsame Ziel aus. Danke für euren Einsatz!“
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Andreas Lange, Bürgermeister der Stadt Teterow
„Im World Café sind wir Moderatoren an unserem Tisch sitzen geblieben, die Gäste haben gewechselt. Irgendwann saß auch mein Chef, der Bürgermeister, mit am Tisch und wir haben über die Rolle der Jugend in der Gesellschaft gesprochen. Ich habe auch einen 19-jährigen Stadtvertreter der SPD aus Teterow kennengelernt. Die Diskussion mit so vielen unterschiedlichen Menschen war gut, sie hat mein Verständnis erweitert. Schön war auch, dass wir zusammen gegessen und aufgeräumt haben. Ich selbst bringe mich bei Power On ein und habe auch bei der Aktion mitgemacht, bei der Kulturvereine von jungen Menschen digital gecoached werden.“
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Sebastian Hüller, 19, Moderator im World Café
Teterow Konzept Jugend Aktiv – Weiterbildung
Eigene Projekte zielführend vorantreiben –
Unterstützung für Jugendleitende auf dem Land
Was läuft?
Das eigene Vorhaben umsetzen und gemeinsam mit anderen zum Erfolg bringen – wie das funktioniert, lernen junge Gruppenleiterinnen und junge Projektverantwortliche bei der zweiteiligen „Weiterbildung für Jugendleitende im ländlichen Raum“, die das Glokale Bildungsteam des Power On e.V. anbietet.
Kernelement des ersten Workshops ist der Collective Leadership Compass. Er richtet sich an sechs Lebensprinzipien aus: Ganzheitlichkeit, Zukunftsmöglichkeiten, Innovation, Engagement, Menschlichkeit und kollektive Intelligenz. Die Teilnehmerinnen des Workshops finden zuerst ihre eigene Stärke innerhalb der sechs Richtungen und erkennen die Stärken anderer. Sie überlegen gemeinsam: Welche Position ist im eigenen Vorhaben oder der eigenen Gruppe noch offen, was müsste verändert werden? Danach wird es praktisch. Fragen wie „Wer hilft mir beim Start?“, „Mit wem sollte ich reden?“ oder „Welche Fragen müssen wir stellen?“ werden für das eigene Projekt beantwortet.
In einem zweiten Workshop widmen sich die Teilnehmer dann einem konkreten Projekt. Im Fokus steht, wie komplexe Veränderungen – in diesem Fall die angestrebte Zusammenarbeit junger Engagierter – navigiert werden und was notwendig ist, damit sie produktiv werden. Das vierstufige „dialogische Veränderungsmodell“ strukturiert den Prozess und bindet die Beteiligten auf verschiedenen Ebenen ein, so dass das Projekt nicht nur selbst zum Erfolg wird, sondern dass es institutionalisiert wird und unabhängig von den Gründer-Personen weiterbestehen kann.
Was soll’s?
Der Einstieg in die Kinder- und Jugendarbeit beginnt für die meisten Aktiven mit dem Spaß an der Sache. Doch wer diese Arbeit leisten und Gruppen und Projekte erfolgreich leiten will, wünscht sich Werkzeuge und möchte seine Kenntnisse vertiefen. Die Weiterbildung für Leiterinnen ist deshalb integraler Bestandteil des Programms des Glokalen Bildungsteams. Beim Aufbau der Workshops arbeiteten Johanna Hallbauer und Elisa Basedow intensiv mit einer Trainerin zusammen und nutzen das Wissen, das Johanna Hallbauer bei ihrer Weiterbildung im Collective Leadership Institut erworben hat.
Was bringt’s?
Wer Situationen und Prozesse nachhaltig verändern will, muss sich anstrengen. „Wenn alle schon in den Startlöchern für ihr Projekt stehen und am liebsten loslegen möchten, klingt das Wort Prozess-Architektur völlig verkopft“, gibt Elisa Basedow gern zu. Die beiden Werkzeuge – Collective Leadership Compass und das dialogische Veränderungsmodell – verlangsamen den Prozess, zwingen immer wieder zur Reflexion und zur Nachjustierung auf dem Weg zum selbstgesteckten Ziel. Und weil alle mitreden müssen und jede Sichtweise integriert wird, erweisen sich in dieser Weise gestaltete Prozesse als nachhaltig. Die menschlichen Ressourcen werden bestmöglich verwendet.
„Der Workshop war eine Riesen Bereicherung. Ich bin mir meiner persönlichen Kompetenzen bewusst geworden, konnte aber auch gleichzeitig sehen, dass jeder solche Kompetenzen hat und die individuell ungeheuer wichtig sind, um eine Zusammenarbeit zu fördern. Durch eine wunderbare Moderatorin konnten wir viele Gedanken, die wir hatten, sehr strukturiert festhalten. Tools wie die Spirale und der Kompass haben geholfen, dies zu verinnerlichen und sich Abläufe im Projekt visueller vorzustellen. Für die Zukunft war das hilfreich für mich und dadurch auch für den Verein.
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Laurenz Schröder, 23, Teilnehmer bei „Weiterbildung für junge Projektleitende der Region“
„Für mich war die Weiterbildung wie eine Reise: Zu Beginn war der Weg noch etwas steinig, die trockene Theorie der Modelle wirkte auf mich zunächst doch eher lebensfern und starr. Doch nach und nach wurde mir bewusst, wie dynamisch, individuell anwendbar und sinnstiftend diese Modelle sind. Schließlich konnte nicht nur ich mich selbst mit all meinen Stärken und Schwächen besser verstehen lernen, sondern ich erkannte plötzlich auch Muster und Strukturen in Gruppen- und Kommunikationsprozessen. Ich kann sie jetzt benennen und erweitern. In diesem Sinne kann und möchte ich das mir vermittelte neue Wissen und die neuen Sichtweisen, die sich mir geöffnet haben, durchaus als eine tiefgehende und nützliche Horizonterweiterung bezeichnen.“
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Antonia Becker, 27, Teilnehmerin der „Weiterbildung für junge Projektleitende der Region“

Elisa
Leiterin & Organisation
Ich bin mit vielen Möglichkeiten aufgewachsen und hatte super liebevolle Vorbilder, die sich für mich engagiert haben, als ich jünger war und genau das möchte ich jetzt weitergeben. Sowie ich mit meinen Freunden Projekte plane und meinen Weg in der Welt suche, wünsche ich mir, dass Jede und Jeder die Chance hat über die persönlichen Umstände und Grenzen hinauszuwachsen, vom Sofa der Langeweile aufzustehen und zu lernen sich gemeinsam für ein bisschen „Weltverbessern“ einzusetzen.

Johanna
Leiterin & Entwicklung
Kein Buch, kein Lehrer, keine Uni konnte mir das geben, was es heißt, ein klein bisschen was verändern zu können. Manchmal muss man einfach rausgehen und machen, mit vielen über seine Idee reden, an ihr herumfeilen, sie ausprobieren, und dann kommt dieser Moment, wo man plötzlich merkt, wie es wirklich etwas verändert – und ich möchte mich dafür einsetzen, dass das so viele Leute wie möglich erleben dürfen, weil es einfach glücklich, verbunden und stolz macht.

Viola
Team
Auf Jugendfreizeiten bin ich immer wieder überrascht, wie in so kurzer Zeit eine vertrauensvolle und respektvolle Gemeinschaft entsteht. Dieses Miteinander ist einer der Hauptgründe, warum ich mich ehrenamtlich engagiere. Auch ist es bereichernd, wie viel man von den Jugendlichen lernen kann und wie man dadurch selbst als Person wächst.
Teterow Power On / Vorstellung Elisa und Johanna
Das Glokale Bildungsteam –
Das sind wir
„Es war Liebe auf den ersten Blick“, sagen Elisa Basedow und Johanna Hallbauer. Die Initiatorinnen von Jugend Aktiv haben sich erst 2017 kennengelernt. Ihre Einstellungen und ihre Zukunftsvision von umfassender Bildung, nachhaltiger Entwicklung und der Förderung von Jugendlichen in ländlichen Gebieten stimmen so genau überein, dass sie sie in Teterow nun verwirklichen – zusammen mit vielen Ehrenamtlichen und anderen Aktiven und Unterstützern. Elisa Basedow, Jahrgang 1994, ist in Teterow geboren und aufgewachsen. Sie spürt eine große Verbundenheit zur Region und hat sich schon als Jugendliche in der kirchlichen Jugendarbeit engagiert und organisiert seit sechs Jahren Kindercamps. Sie studiert aktuell Kunst und Englisch für Lehramt und steht kurz vor dem Abschluss. Und dann? „Für mich ist ganz wichtig, dass ich etwas Nachhaltiges mache.“ Johanna Hallbauer, Jahrgang 1992, wurde in Kiel geboren. Sie hat in Maastricht und den USA Liberal Arts and Sciences studiert und sich auf Führungsstudien und Nachhaltige Entwicklung spezialisiert. Während eines Praktikums bei der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GIZ wurde ihr klar: „Ich will auf Graswurzel-Ebene arbeiten und das Bewusstsein für nachhaltige Entwicklung vor Ort und quer über alle Altersgruppen wecken.“ Mit Ostdeutschland fühlt sie sich über ihre Familie verbunden: Ihre Eltern und Großeltern stammen aus Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen.
Ihr Ansatz ist ein non-formaler Bildungsansatz. „Er inspiriert uns und andere und regt zum Mitmachen und selbst-Gestalten an“, sagen beide. Weil ihnen die nachhaltige Wirkung ihrer Arbeit so wichtig ist, haben sie im Juni 2019 ganz offiziell das Glokale Bildungsteam gegründet. Aufgabe des Teams ist, die entwicklungspolitischen Potenziale der ländlichen Region im Herzen Mecklenburgs zu erforschen, Handlungsideen und Bildungskonzepte zu entwickeln sowie konkrete BNE-Projekte ins Leben zu rufen, zu koordinieren und vertiefen. Elementar in ihrer Bildungsarbeit ist das engmaschige Bildungssystem: Bereits Jugendliche können, spielerisch und projekt-basiert, Verantwortung für globale Zusammenhänge und nachhaltige Entwicklung übernehmen. Das Glokale Bildungsteam bildet junge Erwachsene zu Multiplikatoren weiter, schult Schulsozialarbeiter und Lehrer im Bereich der BNE. Darüber hinaus knüpft und pflegt es regionale und internationale Netzwerke und fördert den generationsübergreifenden Dialog und Kooperationen in der Region. Den Fokus legen Elisa, Johanna und ihr Team auf Partizipation, Dialog und Vernetzung. Sie setzen die Erlebnispädagogik, aber auch bewährte Methoden der Kinder- und Jugendarbeit ein. Ihre Mission tragen Elisa und Johanna als Glokales Bildungsteam ins Land. Sie wollen: – Menschen bewusst machen, wie es um den Planeten und die Menschheit steht. Die Nachhaltigkeitsziele sollen an der Lebensrealität von jungen Menschen in ländlichen Räumen anknüpfen: Nur so sei eine nachhaltige Entwicklung möglich. – Jugendliche und ältere Frauen und Männer, die (bisher) wenig über nachhaltiges Leben wissen, dafür begeistern. – Die Teterower generationenübergreifend am Aufbau umweltfreundlicher und sozialer Strukturen in ihrem unmittelbaren Umfeld beteiligen – und damit Zukunft-stiftend wirken. – Innovative und erlebbare Lernräume schaffen und Schulen damit zu aktiven Orten von Engagement und Teilhabe werden. Sie wollen junge Menschen befähigen, offene und engagierte Bürger_innen zu sein.
